Infrarotfotografie mit dem Raspberry Pi NoIR Kameramodul

Nachdem die im Post zuvor vorgestellten Kameras separat kalibriert wurden, gilt nun der erste Feldeinsatz der Infrarotfotografie. Natürlich ist man wetterabhängig, besonders Anfang November.

Das für den Menschen sichtbare Lichtspektrum liegt zwischen Wellenlängen von 380 -780 nm. Darüber hinaus, bis etwa 900 nm, wird der Bereich als Infrarot bezeichnet. Zur Vermeidung von Farbverfälschungen ist ein RGB-Sensor mit einem Sperrfilter für diesen Bereich ausgestattet. Verzichtet man auf diesen Sperrfilter, wie beim NoIR Kameramodul, dann erhält das Bild komplett eine violette Tönung. Nun ist das NoIR Kameramodul wohl eher als Night Vision Lösung konzipiert, also in der Dunkelheit bei Infrarotlicht Aufnahmen zu erstellen. Wir versuchen nun die spannenden Farbeffekte der Infrarotfotografie zu erzielen, indem wir Filter verschiedener Wellenlängen einsetzen, die eben das RGB Spektrum sperren und nur den Infrarotbereich ab dieser Wellenlänge zulassen. Auf das Kameragehäuse ist ein sog. Stepup-Ring geklebt, dadurch wird ein einfacher Filterwechsel ermöglicht.

Raspberry Pi Kamera NoIR mit 650 nm Filter. Nachfolgend 720 nm mit Nachbearbeitung durch Kanalmix und verstärkter Sättigung

Verwendet man einen 650 nm Filter, so erzielt man bei der Vegetation Goldtöne. Als Standard gilt ein 720 nm Filter, der eher zum schwarzweiß Bereich neigt. In der folgenden Bildbearbeitung ist es üblich, den Himmel mehr herauszuarbeiten. Dafür nimmt man einen Kanaltausch blau gegen rot vor. Erhöh­t man die Sättigung, kommt wieder etwas Farbe ins Spiel. Es folgen hier erste Aufnahmen, die aber eher der Pflege des Softwarehandlings dienten. Fotografische Meisterwerke sind es (noch) nicht.

Parallel View 650 nm Filter
Parallel View 720 nm Filter

DIY-Kamera für Stereoaufnahmen mit beliebiger Basis

Als Faustregel für Stereoaufnahmen gilt 1/30 der Nahentfernung. Klassische Stereokameras haben einen Objektivabstand von 65 mm. Da liegt die Nahentfernung bei ca. 2m. Heute benutzen wir gekoppelte Kameras auf einem Stereoschlitten und sind in der Wahl der Basis variabel. In der Landschaftsfotografie z.B. liegen aber Aufnahmeentfernungen vor, bei denen die notwendige Länge des Stereoschlittens nicht sinnvoll zu realisieren ist. Hyperstereos fertigt man auch bei Flugzeugaufnahmen, da ergibt sich die Basislänge aus Flugzeuggeschwindigkeit und Bildfolge. Im terrestrischen Fall kann man auf das Prinzip des Phototheodoliten zurückgreifen. Man stellt zwei Kameras im entsprechenden Abstand auf, richtet diese gegeneinander aus und dreht die Aufnahmerichtung rechtwinklig gegeneinander. Der Normalfall der Stereoskopie wird so näherungsweise erreicht. Digitale Korrekturen führen zum störungsfreien Raumbild.

DIY Stereokamera mit Raspberry Pi Zero und Kameramodulen V2

Ein derartiges Kamerasystem konstruieren wir aus zwei von Raspberry Pi Zeros gesteuerten Kameramodulen und einer Python-Software unterstützt durch die OpenCV-Bibliothek. Das Gehäuse bekommen die Kameras aus dem 3D-Drucker. Da wir mit den Kameramodulen großzügig umgehen können, werden gleich jeweils zwei eingebaut. Eines mit M12-Mounts für Wechselobjektive und eines mit NoIR Modulen für Infrarotaufnahmen. Zur hinreichenden synchronen Kameraauslösung gilt es eine geeignete Softwarestrategie zu finden. Die Bedienung der Kameras erfolgt über ein Mobilgerät ( Tablet, Smartphone) ohne Tastatureingaben. Mit einem mobilen Router hat man Zugang zu einem lokalen Netz und kann sich über einen VNC-Viewer die Desktops der ‘headless’ Rechner auf das Display des Mobilgerätes holen.